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Der Steinbruch am Karrenberg und das Neubaugebiet in Reichweiler (am Hang des Karrenberges gelegen ) entwickelten sich in den Nachkriegsjahren zu einer Fundmöglichkeit für einige der schönsten Achate Deutschlands. Der Karrenberg und der nahegelegene Weiselberg bei Oberkirchen sind ehemalige Vulkanschlote - zwei der wenigen, die im Bereich des permischen Saar-Nahe-Vulkanismus (der ansonsten durch Ansammlung gewaltiger Lavadecken, die durch großflächigen Spaltenvulkanismus entstanden, charakterisiert ist ) genau lokalisiert sind.

Die Bildung der Achate am Karrenberg ist äußerst komplex und hochinteressant. Erkennbar wird dies zum einen an der Abfolge der Mineralisationen im Mandelbereich. In der direkten Umgebung der größeren Mandeln kann man mit viel Glück einen kleinen Graphiteinschluss ausmachen, der von einigen Sammlern durch angenommene Bildung von Kohlenstoffgasen als mitverantwortlich für die Hohlraumbildung angesehen wird. Diese Graphiteinschlüsse wurden bei der Bildung des Schlotes, als dieser durch tiefer gelegen karbonische Schichten brach, mitgerissen. Die von aussen nach innen gehende Mineralisationsabfolge in einem Hohlraum kann wiefolgt aussehen: sattelförmige Karbonate und Zeolithe - Chalcedon (als Pseudomorphosen der Karbonate und Zeolithe) - Fluorit gelb, hexaedrisch - Hisingerit - Zeolithe (unter anderen Ferrierit-Mg) - Chalkopyrit, Sphalerith, Galenit - Chalcedon (als Achat) - Quarz (Makroquarz als Bergkristall, Amethyst und selten Rauchquarz ) - freikristallisierte Eisenoxide (Goethit und Hämatit) - violetten Fluorit und Calcit im Inneren der eventuell verbleibenden zentralen Hohlräume.

Zum anderen scheint der Karrenberg der bislang einzige Fundort für Achate zu sein, bei dem diese (auch ) aus direkt benachbarter und im Gestein als Gesteinsglas vorhandener Kieselsäure entstanden sind - und diese Enstehungsart makroskopisch sichtbar erscheint. Schaut man sich den direkt den Achat umhüllenden Bereich im Muttergestein an, stellt man eine mehr oder weniger deutliche Farbveränderung fest, die von einer Entglasung des Gesteines her rührt. Diese Kruste ist bei allen Achaten vorhanden. Gut sichtbar wird sie bei Exemplaren, die mit umgebendem Muttergestein geschnitten werden oder an Exemplaren, die in situ im stark erodierten Bereich geborgen werden. Hier kann dieser Bereich den Achat schalenartig umhüllen und mit etwas Geschick lassen sich Schale und Achat aus dem Muttergestein herauspräparieren.

Weitere Eigenschaften der Achate vom Karrenberg lassen sie strukturell einzigartig unter Deutschlands Achaten erscheinen:

Gestapelte sphärolithisch aufgebaute Achatlagen: neben gewöhnlicher Achatbänderung taucht hier eine spezielle Variante sphärolithischer Bänderung auf: Achatbänder, die sich mehr oder weniger in mehreren, größtenteils parallelen, teilweise wellig verworfenen Ebenen durch die Mandel hindurch separierten. Folgende Unterschiede liegen zur sogenannten “Uruguay-Bänderung” ( - die im Übrigen bisher am Karrenberg nur durch ein einziges Exemplar belegt ist ) und zur gemeinen Achatbänderung vor:

1. Die Bänder (Ebenen) sind nicht geradlinig gravitativ eingeregelt. Unterschiedliche Dicke von Sphärolith-Bildungen erzeugen schiefe Stellungen von Ebenen und/oder Beulen.

2. Die Bänder sind nur aus einer Ebene von aufgewachsenen Sphärolithen aufgebaut (in einem Band trift man keine Schichten aus Sphärolithen an ). Am Aufbau dieser Bänder ist kein Feinquarz beteiligt. Es kommt nicht zu Bildung komplett ausgebildeter Chalcedon-Sphärolithe ohne Anwachspunkt (Holosphärolithe). Es kommt vor, das einzelne Ebenen nicht komplett ausgebildet werden ( die Keimbildung wurde lokal unterdrückt ).

3. Sie bilden oft Wechselllagerungen mit makroskopisch kristallisiertem Quarz.

4. Die Bänder sind nicht durch Stauchung, Quetschung oder Verzerrung der Chalcedon-Gallerte entstanden. Es gibt keine Beziehung zwischen Querbänderung und “Gallert-Ventilen” ( sog. “Einfluss / Ausfluss-Öffnungen” ) Sie umkleiden nicht den gesamten Mandelbereich in sphärischer Dimension, sondern stellen echte, wenn auch teilweise unregelmäßige Ebenene dar, die die Mandel in einer Schnittebene zerteilen.

Identische Bildungen gibt es in einer von Rohrbach über Leitzweiler bis nach Rückweiler reichenden Zone. Die bislang am besten charakterisierbaren Ausbildungen finden sich in Rückweiler. Ähnliche Bildungen sind mir desweiteren aus Asni in Marokko bekannt. Mit diesen ebenfalls sehr speziellen Achaten haben die Karrenberger Achate eine weitere Eigenart gemein.:Im äußeren Bereich der Mandelbildung findet sich eine rot pigmentierte Chalcedonzone, die meist unstrukturiert erscheint, aber auch eine Vielzahl von wellen- und kreisähnlichen Zeichnungen kann. Auch tauchen in ihr vereinzelt deutliche sphärolithische Bildungen auf.

Am Karrenberg wie in Asni kommt es auch zur Bildung von Super-Sphärolithen (engl hemi-agates). Diese sind ausgesprochen groß ausgebildete, bildbestimmende Sphärolithe.

Die Achate des Karrenberges sind ausgesprochen intensiv gefärbt. Neben den schon erwähnten rotrandigen Steinen sind für den Karrenberg magentafarbene Achate typisch. Diese Färbung findet sich meist nur in größeren Achatmandeln. Heißbegehrt unter Sammlern sind auch tintenblau bis blauviolett gefärbte Achate. Zonen dieser Färbung bestehen meist aus homogenem transluzidem Chalcedon ohne Bänderung.

Sehr selten findet man am Karrenberg gelbe Farbtöne.

Eine weitere Besonderheit dieser Fundregion sind die sogenannten”Achat-Lieser” eine eigentümliche Variante von Gangachaten, die besonders im Bereich des Neubaugebietes Reichweiler in bis annähernd quadratmeter-großen Platten gefunden wurden. Sie zeigen im äußeren Bereich (den ehemaligen Salbändern des Ganges ) deutliche Pseudomorphosen nach einem blättrigen Mineral ( Baryt?). Werden diese Platten nach dem “Sauschnitt” zerlegt (parallel zur Gangrichtung), zeigen sich eine Vielzahl kleiner, geometrisch begrenzter Achate. Ein bislang einzigartiger Achat-Lieser zeigt die Bildung einzelner, blasenförmiger Achate in einem Chalcedongespinst.

Unter Sammlern begehrt sind auch die sogenannten Röhrenachate, die hauptsächlich im westlichen Teil des Steinbruchs vorkamen. Oft sind die Röhren von orangefarbenem Chalcedon ungeben und durchstoßen einen tiefblauen Chalcedon. In Zwischenräumen kann sich dann eventuell noch eine weiße Achatbänderung bilden. Kommt dann noch eine Schicht grünlicher Schichtsilikate dazu, die sich um die Röhren anlagern, zeigt der Achat ein überraschend vielfarbiges Bild.

Relativ seltene kommen am Karrenberg sogenannte “Wegeler” vor, bei den durch sehr feine abwechselnd opake und transparente Lagen ein wogender Lichteffekt erzeugt wird.

Weitere schöne Achate dieser Fundstelle finden sich hier.

 

 

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