Auszug aus dem Artikel : 2006 – das Jahr der Achate Achatneufunde aus dem Raum Idar-Oberstein - Baumholder
(Teil 1 findet sich bei Karscholz )
Windkraftanlagenbau bei Fohren-Linden September und Oktober 2006
Die lang ersehnte Chance
Seit dem Jahr 1999 wird die Freisener Höhe nun schon mit Windkraftanlagen „dekoriert“ – und bislang wurden nur in der Nähe eines Windrades ( K. Schäfer,“ Achat-Neufunde in Freisen” Lapis - Juni 2002 ) Funde von Achaten gemacht. Diese waren allerdings derart umfangreich, daß der Bau eines jeden weiteren Rades die Sammlergemeinde elektrisierte. Bislang konnten allerdings keine weiteren bedeutenden Funde gemacht werden. In diesem Jahr wurde mit dem Bau fünf weiterer Windkraftanlagen auf der rheinland-pfälzischen Seite der Freisener Höhe begonnen – zwei auf Eckersweiler und drei auf Fohren-Lindener Bann. Die großzügig ausgeschachteten Fundamente der untersten Windkraftanlage, die eine Nabenhöhe von 120m haben wird, bargen endlich die von allen Achat-Sammlern erhofften Schätze: eine Vielzahl prächtiger Achate in strahlenden Farben und in beachtlicher Größe.
Da diese Baustelle von keiner Seite her einsehbar war, wurde sie zuerst nur von Einheimischen, größtenteils Mitgliedern des Mineralienvereins Freisen aufgesucht. Durch das Entgegenkommen der Bauleitung, die Vorschlägen zur Zusammenarbeit durchaus offen entgegenstand, war es während der ersten Woche möglich, auch während der Bauarbeiten nach Achaten zu suchen. Durch Verzögerungen, die sich durch die Abstimmung benötigter Großgeräte auf den fünf Baustellen, die von einen Firma in zeitnaher Folge bearbeitet wurden, war es Sammlern möglich, sich über eine ganze Woche lang durch Gesteinsschichten zu graben und zu meißeln, die sich üblicherweise unter einer mehr als vier Meter mächtigen Überdeckung von tauben Gestein befinden. Mit dem etwas verspätetem Einsatz der knallgelb gestrichenen mächtigen Autokräne war es zwar nicht mit den guten Fundmöglichkeiten vorbei – allerdings war der „Geheimtipp“ nun keiner mehr und Sammler aus aller Herren Länder begannen ihr Werk.
Der Aushub von mehr als tausend Kubikmetern achatführenden Grundes wurde nun ebenfalls durchschürft, bevor er wieder als Überdeckung der Fundamente zurückgeschoben wurde. Mittlerweile waren schon einige der gefundenen Stücke aufgesägt und poliert worden. Ihre Farbenpracht und rissfreie strukurelle Qualität forcierten das muntere Treiben auf der Fundstelle. Kein Felsbrocken über 30 cm Durchmesser blieb verschont von Schlägen mit dem Vorschlaghammer, um in seinem Inneren auch noch die letzten kleinen Mandeln herauszukratzen.
Diese neue Fundstelle auf Fohren-Lindener Gemarkung barg Achate und Drusen der unterschiedlichsten Ausbildungen.Bergkristalldrusen erreichten hier Größen bis zu einem Durchmesser von 45 cm. Rauchquarzdrusen konnten ebenfalls in diesen Größen gefunden werden, jedoch waren sie deutlich seltener. Amethyste intensiver blau-violetter Färbung erreichten nicht ganz diese Dimensionen – sie konnten in Größen bis zu einem Durchmesser von bis zu 18 cm gefunden werden. Im Inneren der Drusen traten immer wieder schöne Bildungen von Goethitaggregaten auf. Meinem Sammlerkollegen Ruedi Luessi gelang der außergewöhnliche Fund von einem Goethitbüschel frischer pechschwarzer Nadeln von 12 mm Länge. Calcit blieb an dieser Fundstelle nur selten erhalten, meist wurde er in schwärzlichen Ruß umgewandelt. Büschelige Aragonitbildungen legten die Grundlage zur Bildung außerordentlich schöner aus Achat bestehender Pseudomorphosen – aber auch zur Bildung schöner Kristalligel.
Strukturelle und farbliche Eigenheiten der Achate
Die Achate dieser Fundstelle weisen unterschiedliche strukturelle Eigenarten auf. Einige wenige Funde, die porzellanartige Färbungen zeigen, und aus eher oberflächennahen Bereichen stammen, zeigen deutliche Ähnlichkeiten mit den Funden, die beim Bau der Umgehungsstrasse von Berschweiler in den frühen 1980iger Jahren gemacht wurden.
Das westlich gelegene Fundamentviertel enthielt in der Hauptsache eher flache Mandelbildungen mit einem Durchmesser bis zu 30 cm. Im südlichen Fundamentviertel, das meinen Hauptschürfbereich umfasste, waren die Mandeln kleiner (bis 16 cm), allerdings von eher isometrischer Gestalt. Beherrscht wird das Bild dieser Mandeln durch ihren festungsartigen Aufbau und den starken Schatteneffekt ( sogenannte „Wegeler“ – s.h. auch K.Schäfer “ Achatneufunde auf Wäschertskaulen, Idar-Oberstein “ in Lapis 4/2006 ) . Oft folgt auf eine transparente bläulichgraue Chalcedonschicht eine Abfolge von roten Bändern mit hoher Leuchtkraft. Auch rosa und bräunliche Töne bestimmten das Bild mit. Selten zeigen sie eine untergeordnete Bildung von Wolkenachat im äußeren Bereich. Ungewöhnlich sind Funde von Achaten gelber, ja gar orangener Tönung geblieben.Knallige Farben in gelb, blau und rot konnte man beim Öffnen von Jaspisknollen entdecken. Die schönsten Stücke zeigen in blauem Chalcedon schwimmende gelbe und rote Jaspis-Partikel von hoher Leuchtkraft. Im Idealfall zeigen diese „Jaspachate“ zudem eine festungartige Achat-Bänderung im Zentrum der Knolle. Im nördlichen Teil dieses Geviertes wurden viele große, leider meist angebrochene Kristalldrusen gefunden. Gelegentlich konnten diese Drusen in ihrem Zentrum auch Binnenachate führen.
Eine besondere Überraschung stellten die im Basalt des östlichen Viertels geborgenen kleineren (bis 80mm großen) Mandeln dar. Ihre intensiven Farben folgen nur selten der vorgegeben festungsartigen Bänderung. Vielmehr zeigen sie typische Chromatographien,dh. Farbzentren zufälliger Natur mit Abgrenzungen, die bänderungsunabhängig sind. Passend dazu treten hier auch wieder Liesegangzeichnungen auf.
Sehr selten waren Funde von Achaten mit „Uruguayachat-Bänderung“. Bei diesem Typus werden Teile der Bänderung gravitativ im unteren Bereich der Mandel eingeregelt. Ein Muster paralleler Streifen zeichnet diesen Typus aus.
„dome-polishing“ – Artefakte aus Bruchstücken
Neben unbeschädigten Mandeln, die auch nach dem Zerteilen keine Risse zeigten, wurden leider auch viele Bruchstücke oder Mandeln mit Rissen gefunden. Wie das Schicksal so spielt, waren es oft diese Stücke, die die besten Farben und schönsten Bilder zeigten. Einige dieser Stücke wurden von mir „dome-polished“ – d.h. in einer gleichmäßigen sphärischen Wölbung geschliffen. Zusammen mit einer delikaten, hochglänzenden Politur, die eigentlich nur bei solcherart gewölbten Stücken erreichbar ist, repräsentieren diese Artefakte mit den schönsten Anteil der von mir gemachten Funde.
Wichtig bei dieser Art der Formgebung ist, dass dem Stein durch den Schliff seine ruhende Wirkung zurückgegeben wird. Farben und konzentrische Bänderung des Steines haben nun wieder ihre faszinierende Ausstrahlung.
Versuche den Stein flott um ein, zwei ausgebrochenen Kanten durch Schliff zu wölben und somit zu „reparieren“ führen nur dazu, dass man beim Betrachten des Steines von einer Ansicht zu anderen wechselt, und keinen Halt findet. Die in sich ruhende und meditative Kraft eines harmonischen Achatbildes kann durch diese provisorische Bearbeitung nicht wiederhergestellt werden.
(Teil 1 des Artikels findet sich bei Karscholz )
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